Die Anzahl der Autos im Straßenverkehr wächst stetig – wie wird das Problem gelöst?
Anstatt weniger gibt es immer mehr Fahrzeuge auf deutschen Straßen. So kamen etwa in der Bundesrepublik zu Anfang 2019 auf 1000 Einwohner 567 Pkw. Das waren 6 mehr als Anfang 2018 und 66 mehr als 2008. Damit scheint es als hätten der Ausbau von ÖPNV, Radwegen und Carsharing kaum Auswirkungen. Somit ist ebenfalls klar, dass die nachhaltige Mobilität in Deutschland, zumindest auf den ersten Blick, erfolglos beschworen wurde. Doch warum droht den Bundesbürgern ein Verkehrschaos? Glaubt man Experten, haben daran die Konsumenten selbst schuld.
Gute Ansätze bleiben ungenutzt
Immer wieder ist in den Medien von neuen Mobilitätsansätzen zu lesen. Damit soll nicht nur dem Verkehr Einhalt geboten werden, der nicht nur auf den Bundesstraßen für Staus sorgt, sondern ebenso Lärm, Abgasen und Feinstaub. So gibt es Autos via Flatrate, Carsharing oder Mitfahrzentralen, die sich in Konkurrenz zu klassischen Pkw als Eigentum, Mietwagen und Taxi positionieren. Hinzukommen immer mehr moderne Fahrzeuge, die über Assistenzsysteme verfügen, welche sich Schritt für Schritt in Richtung autonomes Fahren bewegen. Doch ebenfalls Lösungen im Bereich e-Bike, e-Motorrad, e-Scooter und e-Skateboard drängen mit Sharing-Angeboten und immer günstigeren Preisen auf den Markt.
Experten sprechen in der Zwischenzeit davon, dass in maximal zehn Jahren eine „harte Konsolidierung“ auf dem Mobilitätsmarkt stattfinden wird und muss. Betroffen sind davon die Hersteller selbst. Denn man geht davon aus, dass in Zukunft nur noch wirkliche Auto-Fans und -Enthusiasten ein eigenes Fahrzeug besitzen werden. Dass das noch etwas dauert, liegt nicht etwa am fehlenden Engagement der Produzenten und Anbieter. Viel mehr sind es die Konsumenten, die sich diesen Schuh anziehen müssen. Denn sie bestimmen mit ihrem Kaufverhalten ganz klar, in welche Richtung sich der Markt entwickelt.
Das „Problem“ mit der ständigen Verfügbarkeit
Wer als Beispiel über den ständig zunehmenden Verkehr auf den Autobahnen und den damit einhergehenden Staus schimpft, der sollte sich überlegen, ob er selbst nicht dazu beiträgt. Nicht nur als Autofahrer selbst. Schließlich sind es die günstigen Preise in Kombination mit der Bequemlichkeit, die uns etwa bei Amazon und Co. bestellen lassen. Dabei freuen wir uns selbstverständlich darüber, dass das gekaufte schon 24 Stunden später, dank zuverlässiger Zusteller, bei uns an der Haustür abgegeben wird.
Was dabei eben nicht bedacht wird, ist, dass jede dieser Bestellungen, nicht nur beim Online-Versandhandel von Jeff Bezos, transportiert werden muss. Dabei ist nicht einzig der Weg zum Verkäufer oder zum Endkunden gemeint. Auch die gesamten kleineren und größeren Wege dazwischen fallen im Gesamtkontext ins Gewicht. Somit sollte, wenn demnächst wieder einmal hinter einem Lkw auf der Autobahn gefahren und sich aufgeregt wird, das eigene Handeln überdacht werden.
Bequemlichkeit über allem
Beim eigenen Auto tut sich dabei eine Parallele auf. Klar kann man auf das e-Carsharing setzen oder einmal das Fahrzeug stehenlassen und mit dem Leih-e-Scooter in die Stadt fahren. Der eigenen Pkw auf dem Parkplatz oder in der Garage allerdings, bleibt unangetastet, weil: zu gemütlich.
Sucht man eine Ausrede, warum das Auto nun halt einfach wichtig ist, ist diese nicht fern. Die Pendlerzüge morgens und abends sind zu voll, Carsharing gibt es auf dem Land nicht, Einkäufe müssen transportiert werden und vieles mehr. Denn die meisten unter den Fahrern fürchten um ihre Mobilität – ja gar um ihre Freiheit. Das weniger Autos auf den Straßen aber zu einer verbesserten Lebensqualität führen würden, wird der Bequemlichkeit-halber über Bord geworfen.
Zugegeben, die Diskussionen zu dem Thema Mobilität werden heiß und mit viel Emotionen besprochen. Denn klar ist den meisten Bürgern, dass es einer Alternative bedarf. Schließlich erfreut sich jeder über die saubere Luft, weniger Verkehr und der damit verbundenen, geringeren Lärmbelastung. Auf der anderen Seite sind wir allerdings auch Autofahrer. Diese verspricht Individualität, Lebensqualität und vor allem Unabhängigkeit. Zumindest sind das die Schlagwörter, die den meisten durch die Industrie in den Mund gelegt werden.
Geht es dann um das Thema Stau, wird dies etwa mit smarten Apps gegen eben diesen gekontert. Denn mit diesen Helfern lassen sich zuverlässig Staumeldungen auslesen und entsprechende alternative Strecken wählen. Insofern sind wir von einer Art goldenem Zeitalter weit entfernt. Denn wir behindern uns in der Entwicklung von neuen Verkehrskonzepten selbst.
Gibt es eine Lösung?
Wie in allen Lebenslagen wird es keinen einheitlichen Nenner geben und niemanden, der etwas vorgibt, was dann die Lösung für alle ist. Schließlich ist die Welt zu bunt, als dass es in irgend einer Frage eine Pauschal-Antwort gäbe. Der Anfang wäre schon gemacht, wenn jeder sich selbst hinterfragen und ganz objektiv mit den persönlichen Umständen ins Gericht gehen würde. Wer es dann noch schafft aus seiner Komfortzone zu kommen, hat die besten Karten an einer Veränderung zu partizipieren.
Experten sind sich dabei unlängst im Klaren darüber, wie das Problem in der Zukunft gelöst wird. Denn langfristig sehen sie die autonomen Fahrzeuge als zentrales Mittel der Fortbewegung. Allerdings in einer Art modernem Sammeltaxi, das nicht nur den Individualverkehr, sondern eben auch die Luftverschmutzung und den Lärmlevel reduziert.